Sorgen, Falten, Sammeln,
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Das Jahresprogramm 2022
Das Jahr 2022 widmet der Lüneburger Kunstverein ganz dem großen Komplex der Pflege. Vor allem die Pandemie hat das seit langem unterschwellig virulente Thema an die Oberfläche des gesellschaftlichen Diskurses gespült, aber auch die aktuellen Debatten z.B. über Care-Arbeit, Nachhaltigkeit und Achtsamkeit.
Mit „Sorgen, Falten, Sammeln,“ haben wir ein Jahresprogramm entwickelt, das verschiedene Themenbereiche miteinander verknüpft: das Kümmern, die (Für-)Sorge, der Erhalt, die Vergänglichkeit, die Geschichte, das Archiv.
Großzügig gefördert durch:
Neustart Kultur
Stiftung Kunstfonds
Kathrin Jobczyk
01.05. – 29.05.
Lucila Pacheco Dehne
18.06. – 17.07.
Fumiko Kikuchi
10.09. – 09.10.
Thomas Baldischwyler
22.10. – 27.11.
Katrin Jobczyk (*1990, Burgwedel, DE) erforscht in ihren multimedialen Arbeiten das Verhältnis zwischen menschlichem Körper, physischem Raum und sozialem Umfeld. Dabei untersucht sie psychische Vorgänge, Beziehungsmuster und Identitätskonzepte.
Lucila Pacheco Dehne (*1994, Berlin, DE) arbeitet oft mit alltäglichen Dingen und vergänglichen oder essbaren Materialien, um über Herkunft, postmigrantische Identität, Zusammenkünfte und Utopien nachzudenken. »Welche Gegenstände oder Dinge kümmern sich eigentlich um unsere Körper und wie kümmern wir uns zurück?«
In ihrem Filmprojekt Me I See in You, befasst sich Fumiko Kikuchi (*1986, Hokkaido, JPN) mit ehemaligen Pflegekräften, die als Gastarbeiter:innen nach Deutschland kamen und nun, im hohen Alter, selbst von Arbeitsmigrant:innen gepflegt werden. Damit thematisiert die Videokünstlerin Identität und Staatsangehörigkeit, den Umgang mit fremden Kulturen und Religionen, Parallelgesellschaften sowie Rassismus.
Thomas Baldischwyler (*1974, Lage/Lippe, DE) arbeitet mit wechselnden Medien. Hierzu gehören Musik, Film, Photographie und künstlerische Gattungen wie Collage, Hinterglasmalerei und Installation. Seine Arbeitsweisen und -zusammenhänge verändern sich je nach Thema und Kontext. Dabei benutzt Baldischwyler Verweise auf kulturhistorische Ereignisse als Vergleichspunkte, die für ein Verständnis der subjektiven Rahmenbedingungen »geschriebener« Geschichte dienen sollen.
Hebeform III
Kohle, Farbstift
29,7 × 42 cm
2016
DU KANNST ZÄHNE SÄEN, AUS DENEN RIPPEN WACHSEN, DIE NIEREN TRAGEN WERDEN
Gewächshaus, Teppich-boden, Salz, Stahl, Beton, Keramik, Seife, Wasser, Glasperlen, Schaumstoff, Sound
350 × 420 cm
2021
Me I see in you
Stillfoto
Öl auf Leinwand
Stop-Motion
Maße variabel
2022
Arbeitsmaterial
Rom
2017
Erscheint im April:
10a Journal – Sorgen, Falten, Sammeln,
Im begleitenden Journal wird das Thema Pflege noch weiter aufgefächert und auf über 100 Seiten bis an die Ränder erkundet. Dazu gibt es Beiträge aus verschiedenen Pflegestufen: etwa ein Interview mit zwei Restaurator:innen, ein Essay von einem Künstler und Umweltaktivisten, der sich mit Fermentation befasst, Einblicke in diverse Archive sowie ein umfangreiches Glossar, das wichtige Begriffe und Bezugspunkte des Programms aus verschiedenen Perspektiven umreißt. So wird unser kleiner Ausstellungsraum um ein ganzes Spektrum an Denkbewegungen, Arbeiten und Erzählungen erweitert und die Zeit zwischen den Ausstellungen kurzweilig und erhellend gefüllt.